Gruppen sind eine meiner Lieblingsarten Therapie zu betreiben und Psychologische Prozesse zu begleiten. Sie sind effizient, vor allem für Themenkomplexe des zwischenmenschlichen Bereichs, aber auch für existentielle Themen, da es manchmal einfacher ist sich eigener Themen anzunehmen, während man daran Anteil nimmt, wie ein Anderer mit ihnen kämpft.
Jeder einzelne Teilnehmer ist dabei von großem Wert für alle anderen, durch die einzigartige Perspektive und Lebenserfahrung die er mitbringt. Die Tatsache, dass Therapiegruppen Begegnungsorte sind, an denen ein seltenes Gut miteinander getauscht wird: ehrliche Gefühle, gibt ungeahnte Möglichkeiten für jeden einzelnen, der sich darauf einlässt. Die Überraschung, dass wir nicht alleine sind, mit dieser oder jener Eigenheit, mit diesem Gefühl, dieser Angst oder Sehnsucht ist ein unglaublich Versöhnliches Element, das jeden, vor allem mich Therapeuten immer wieder dankbar hinterlässt, ein wenig demütiger – und glücklich über das Privileg all das begleiten zu dürfen.
Vorurteile gegenüber Gruppentherapie bleiben oft schnell auf der Strecke: „Ja, aber meine Probleme sind wichtig, wenn ich meine ‚Sendezeit‘ mit anderen teilen muss, bekomme ich doch nur einen Teil der nötigen Aufmerksamkeit und Arbeit ab“. Es stimmt, das manche Themen zu heikel oder Zeitaufwändig sind um in einer Gruppe adäquat bearbeitet zu werden – aber das stimmt für viel weniger Themen als wir vorerst glauben (und dafür kann man komplementär Einzelsitzungen buchen). Therapie ist kein Nullsummenspiel, und ein Gruppenabend ist eine ganzheitliche, nahrhafte Erfahrung, ob man nun direkt sein Thema „bearbeitet“ hat, oder nur beiwohnen durfte, innerlich bewegt in seinen eigenen Themen von den „Arbeiten“ anderer.
Ist nicht das eines der größten Probleme die unsere Gesellschaft zur Zeit hat, dass so viele denken, sie könnten in Mitten allen Reichtums nicht genügend bekommen und verhungern müssen, wenn sie nicht ja alle Ressourcen an sich nehmen? Doch dieses hungrige Verhalten und Fühlen vereinsamt uns, verroht und isoliert uns in einer Welt in der unsere Mitmenschen eigentlich den größten Reichtum darstellen könnten, wenn wir es nur wagen könnten uns auf sie einzulassen. Daher sind Gestaltgruppen nicht in letzter Reihe für mich ein Ort sozialer Heilung.